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Presse

Das Gesicht der Stadt mitgeprägt

Ludwig Freytag legte den Grundstein für ein Unternehmen, das heute 1400 Mitarbeiter hat.Es ist in der vierten Generation in der Familie.

23.09.2016

OLDENBURG - Aus Horumersiel erreicht den Osternburger Maurermeister und Bauunternehmer Ludwig Freytag am 29. Januar 1903 ein Brief von Friedrich Menssen: „ln ergebener Erwiderung Ihrer werten Zuschrift (...) teile ich Ihnen hierdurch mit, dass ich mit den von Ihnen vorgeführten Bedingungen einverstanden bin und die mir anvertrauten Arbeiten und Pflichten stets zu ihrem Nutzen und Vorteil auszuführen bestrebt sein werde." Überdies sei er „geübter Radfahrer", lediglich „mit dem Fernsprech-Apparat noch unkundig". Telefon hin oder her, mit dem Bautechniker Menssen muss Ludwig Freytag ein glückliches Händchen gehabt haben - genauso wie mit vielen anderen seiner Mitarbeiter.
Sonst hätte sich das Baugeschäft, das er am 22. Juni 1891 als 27-Jähriger mitten in Oldenburg gegründet hatte, nicht so nachhaltig entwickeln können. Freytags Grundstein war extrem solide - und jede neue Generation verstand es, an das Erreichte anzuknüpfen, auch wenn je nach Großwetterlage und Konjunktur nicht zu jeder Zeit alles rosig und im Krieg die Lage sogar verzweifelt war.

Glänzender Organisator

Heute besteht das Unternehmen in vierter Generationen, familiengeführt, mittelständisch und ist mit 1400 Mitarbeitern in fast allen Baubereichen aktiv- im Nordwesten, im Norden - vor allem in und um Berlin, in ganz Deutschland, in vielen anderen Ländern, auch mit großen Pipeline-Projekten. Niederlassungen, Tochter- und Beteiligungsgesellschaften sind übers ganze Land verteilt. Das Geschäftsfeld ist riesig: Tiefund Ingenieurwasserbau, Hoch- und Ingenieurbau, Rohr- und Anlagenbau, Tief und Rohrleitungsbau, Offshore-Konstruktionen, Schlüsselfertiges Bauen und Projektentwicklung, Industrieservice, Bauwerkserhaltung, Betonfertigteile und steuerbare Horizontalbohrungen - zurzeit zur Verbindung von Den Helder und Texel, aber auch in Schottland, Italien, Spanien, Ungarn und Rumänien.
Das Gesicht dieser Stadt hat „Ludwig Freytag" über die 125 Jahre massiv mitgeprägt:
Alter Landtag, Kanalisation, Handelslehranstalt, Wasserwerk, Hubbrücke über die Hunte, Kläranlage, WeserEms- Halle, Kepa-Kauthaus, Volkswohlbund, Graf-Anton-Günther-Schule, Hertie-Tiefgarage, auch die Brücke neben dem Kleinen Haus des Theaters, die Aula der Oberschule Osternburg, große Wohngebiete, LVA, CEWE, Universität und viele mehr. Der Gründer war ein guter Handwerker und ein glänzender Organisator, extrem rührig, fleißig und unternehmerisch, er hatte Weitblick und war kaufmännisch bewandert.


Ludwig Freytag mit seiner Frau Mine (geb. Meyer) und ihren Kindern, insgesamt waren es sieben.

 

Beste Brunnenringe

Er startete mit Landerschließung und Wohnungsbau in Eversten, das vor den Toren der Stadt lag. Er baute Entwässerungssysteme für die Tungelner und Wardenburger Marsch. Seine glatten Betonrohre galten als die Besten weithin. Kein Bauunternehmer in Oldenburg stellte eine vergleichbare Qualität her. Das Gleiche galt für die Brunnenringe, die er mit seiner Frau stampfte. Schon im ersten Monat nach der Firmengründung beschäftigte Ludwig Freytag mehrere Leute. Ihr Verdienst: zwischen 28 und 35 Pfennigen pro Stunde von denen sechseinhalb Pfennige für die Krankenkasse und ein Pfennig für die Invaliden- und Altersversorgung abgingen. Gearbeitet wurde 60 Stunden in der Woche. Aber die Arbeiter hatten es gut bei Ludwig Freytag, was sich schnell herumsprach. Bis nach Horumersiel, wie die Bewerbung von Friedrich Menssen zeigt. Seinen guten Riecher bewies Freytag 1905. Der Bebauungsplan der Stadt sah die Verlängerung der Elisabethstraße südlich der Gerichtsstraße vor. Freytag kaufte mit Hilfe eines Bankdarlehens das gesamte Gelände. Er erschloss es und baute bis 1910 zwischen Mozart- und Beethovenstraße eine ganze Reihe nobler, zweigeschossiger Wohnhäuser über einem Souterraingeschoss - und verkaufte sie dann.

Hochzeit stellt Weichen

Eine Hochzeit am 23. September 1924 in der Osternburger Dreifaltigkeitskirche gab dem Unternehmen einen dauerhaften Schub. Der Ostfriese Friedrich van der Linde, Sohn des Emders Jacobus van der Linde - erfolgreicher Vollblutunternehmer im Wasserbau - ehelichte Erna, die jüngste Tochter der Freytags. Seitdem sind die Familien Freytag/van der Linde verbunden - heute unter der Regie von Bernd und Johannes van der Linde, gemeinsam mit Torsten Hadan, Heiko Janz und Axel Kirchner: in Oldenburg und umzu derzeit etwa mit dem Edeka-Neubau in Neuenkruge, mit Wohnen am Stau und in der Donnerschwee-Kaserne.

Quelle: Nordwest Zeitung, 23.09.2016

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