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Presse

Traditionsfirma gestaltet die Zukunft mit

125 Jahre Oldenburger Bau-Gruppe Ludwig Freytag – Von Offshorekabel bis Horizontalbohren.Die Gruppe ist längst bundesweit tätig. Und auch im Ausland ist ihr Spezialwissen gefragt.

21.12.2016

OLDENBURG - Besuchte man in den vergangenen zwölf Monaten das Oldenburger Bauunternehmen Ludwig Freytag, so war man sogleich mittendrin im Thema - nämlich auf einer Baustelle. Ein Teil der Firmenzentrale wurde abgerissen und ein mehrgeschossiger Neubau hochgezogen. Dutzende Mitarbeiter und der Empfang saßen in blauen Containern. Hinter der Verwaltung entstanden eine neue Fertigungshalle für den Anlagenbau- und weitere Lager-Flächen für Ausrüstung. 

Ludwig Freytag besteht in diesem Jahr 125 Jahre. Die Gruppe signalisiert mit der hauseigenen Baustelle, die in diesen Tagen abgeschlossen wird, auch: Man entwickelt sich stets weiter. „Wir gehen mit Optimismus in das neue Jahr 2017", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Johannes van der Linde. Der Auftragsbestand habe 2016 ein Rekordniveau erreicht.

Und so stehen auch nächstes Jahr interessante Projekte auf der Liste. So wird die Freytag-Tochter LMR eine 4,5 Kilometer lange - weltrekordverdächtige - Bohrung vom niederländischen Festland zur Insel Texel ausführen - als Basis für eine neue Wasserleitung. Oder: Das Ingenieurbüro Bauplanung Nord-Oldenburg plant eine Werkstatt für die Bahngesellschaft „GoAhead" in Essingen bei Stuttgart. Dort sollen bis zu 110 Meter lange Züge gewartet werden. „Und gerade wurde uns der Auftrag für das neue Nordfrost-Kühllager am JadeWeser-Port erteilt", nennt Freytag-Geschäftsführer Axel Kirchner ein weiteres Beispiel. Die Reihe von Projekten ließe sich lange fortsetzen. Zu ihr gehört auch der Breitbandausbau für EWE Tel und Telekom, erläutert Kirchner.

Schwerpunkte in der Gruppe mit gut 1400 Mitarbeitern sind: Hoch-, Tief- und Ingenieurbau, Industrie- und Gewerbebau, Wasserbau und Kabelverlegungen, Tief- und Rohrleitungsbau, Schlüsselfertiges Bauen und Projektentwicklungen, Spezialtief- und Brunnenbau, Steuerbare Horizontalbohrungen, Straßenbau und Generalplanungen sowie Industrieservice.

Die lange Liste zeigt: Die Gruppe Ludwig Freytag ist 125 Jahre nach ihrer Gründung gar nicht so einfach zu fassen. „Bauunternehmen" trifft es nicht mehr. Zwar „baut" man mit mehr als einem Dutzend Tochterunternehmen weiter verschiedenste Objekte - aktuell auch viele Wohnungen. Aber: „Dienstleistungen werden für uns immer wichtiger", beschreibt Johannes van der Linde den Trend. Dazu gehören etwa Überwachungen von Gas-Anlagen, der Einbau von Wasserzählern (2000 Stück auf Sylt) und sogar das Ablesen und andere Hausmeister-Dienste.

So etwas konnte natürlich Ludwig Freytag nicht ahnen, als er 1891 in Oldenburg ein Baugeschäft gründete. Seither überstand das Unternehmen - im Gegensatz zu anderen - alle schwierigen Phasen. Und man wuchs in den guten. Heute gehört die Gruppe mit rund 300 Millionen Euro Umsatz zu den großen Mittelständlern, sagt van der Linde.


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Längst ist die Gruppe bundesweittätig, mit elf Standorten und einem Schwerpunkt im Raum Berlin. Man ist mit vielen Gaslieferanten im Geschäft. Und mit ihrem Spezialwissen wie im Wasserbau punkten die Oldenburger auch im Ausland (zehn Prozent Umsatzanteil). Beispiele sind neben der Wasserröhre nach Texel etwa Horizontalbohrungen in Bulgarien unter der Donau hindurch (für eine Gasleitung) oder von Schottlands Festland zu den Hebriden (für Stromkabel). Bei solchen High-Tech-Projekten startet man die Horizontalbohrung oft von beiden Ufern aus und trifft sich "in the middle", sagt van der Linde. Er führt zur Veranschaulichung die Zeigefinger zusammen.


Ein Oldenburger Team bohrte unter der Donau hindurch - für eine Gasleitung zwischen Bulgarien und Rumänien. Bild: Privat


Das Pionier-Wissen dafür wurde oft aus der Geschichte der Firma heraus erarbeitet. Denn Ludwig Freytag spielte schon beim sehr frühen Ausbau des Gasnetzes (EWE) und des Wassernetzes (OOWV) in Weser-Ems eine Rolle. Man band mit umweltschonendem Bohren auch ostfriesische Inseln ans Gasnetz an. Das Verlegen von Kabeln auf und unterm Meeresgrund, auch mit eigenen Schiffen, ist heute eine Spezialität von Ludwig Freytag, wie viele andere Energiewende-Projekte auch.

Zu den Stärken der Oldenburger zählen komplexe Leistungen aus einer Hand. Geht es etwa um eine Gasverdichterstation, übernimmt man nicht nur die gesamte Verrohrung, sondern auch Hoch- und Tiefbau, mit Betonarbeiten. Dass die Gruppe so breit aufgestellt ist, hat noch einen weiteren Vorteil: Schwankungen in einzelnen Sparten könnten innterhalb der Gruppe abgeferdert werden, heißt es.

Den langjährigen Erfolg erklärt van der Linde mit dem Technologie-Wissen, aber auch so: „Als mittelständisches Familienunternehmen der 4. Generation haben wir immer größten Wert auf Solidität, Bodenständigkeit und Qualität gelegt." Man habe „nie kurzfristig gedacht" und wolle stets „gesund wachsen", mit „Klasse statt Masse".
Geschäftsführungs-Kollege Kirchner (hinzu kommen noch Torsten Hadan, Bernd van der Linde und als Altgeschäftsführer Heiko Janz) verweist auch auf eine „geringe Fluktuation". Gleichwohl sei das „Finden und Binden" von Fachkräften eine der großen Herausforderungen. „Wir suchen ständig", sagt Kirchner und verweist auf ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um attraktiv zu sein - bis hin zu Altersvorsorge, Fitness oder Kinderbetreuung während der Ferien. Man bildet zudem 68 Azubis in 14 Berufen aus.

Und was bringt die Zukunft? Neben Dienstleistungen dürften auch Sanierungen für die Gruppe an Bedeutung gewinnen schätzt van der Linde. Dabei denkt er etwa an die vielen alten Brücken. Um die Zukunft des Unternehmens ist ihm nicht bang. „Wir sind gut aufgestellt und waren immer so flexibel, uns den Märkten anzupassen." Und so soll es weitergehen.

Oldenburg, wo sein Urgroßvater Ludwig Freytag einst die Firma gründete, bleibt dabei auf jeden Fall „Heimat", betont van der Linde. Diese Heimat hat man mit vielen Bauwerken mitgeprägt - bis hin zum Alten Oldenburger Landtag, der soeben 100 Jahre alt wurde, oder aktuell neuen Wohnungen am Oldenburger Stau und in der einstigen Donnerschwee-Kaserne. Und in dieser Woche wird auch der Neubau der eigenen Firmenzentrale fertig: Die Container-Ära hat ein Ende.

Quelle: Nordwest Zeitung, 21.12.2016

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