Bohrungen in der schönen Toskana
Zur Sicherstellung der Gasversorgung wurde in Piombino (Toskana) ein LNG-Terminal gebaut, der im März 2023 in Betrieb genommen werden sollte. Um diesen Terminal an das italienische Gasnetz anzuschließen, musste im Auftrag von SNAM RETE GAS SPA (SRG) eine Pipeline von insgesamt etwa 8,8 km gebaut werden, die teilweise aus einer einzigen 48“- Leitung und teilweise aus zwei 26“-Leitungen besteht. Parallel zur Gasleitung sollte ein Kabelschutzrohr für ein Glasfaserkabel verlegt werden.
Ende November 2022 unterzeichnete LMR den Vertrag mit dem Hauptauftragnehmer Max Streicher SpA (Italien) für die Querung des Flusses Cornia, der mit drei Bohrungen (1 St 6“-Kabelschutzrohr und 2 St 26“-Gasleitung) mit jeweils 550 m Länge gekreuzt werden sollte.
Bereits Anfang Dezember fuhren die ersten LKW vom Bauhof in Richtung Italien, sodass am 16. Dezember 2022 mit der Bohrung für das 6“-KSR begonnen werden konnte. Trotz nicht idealer Arbeitsbedingungen und teilweise von den Baugrunduntersuchungen abweichender Baugrundverhältnisse, wurde das Rohr am 19. Dezember erfolgreich eingebaut. Das Team reiste für einen wohlverdienten Weihnachtsurlaub nach Hause und kehrte am 2. Januar 2023 zurück.
Aufgrund des Zeitdrucks im Gesamtplan wurden die nächsten beiden 26-Zoll-Bohrungen für die Gasleitung in zwei Schichten durchgeführt. Der Einzug der zweiten Gasleitung erfolgte sogar zwei Tage früher als geplant. Während unserer Arbeiten führten SRG und Max Streicher SPA verschiedene Sicherheits- und Umweltkontrollen durch, die keinerlei Beanstandungen ergaben.
Sowohl der Kunde als auch unser Auftraggeber waren sehr zufrieden mit unserer Leistung, und so erhielten wir kurz vor dem Abtransport noch einen weiteren Auftrag: Parallel zu einer im Januar/Februar 2023 durch Dritte durchzuführenden 48“-Direct Pipe sollte LMR im März eine 1.250 m lange Bohrung für das 6“-Kabelschutzrohr durchführen. Die Ausrüstung wurde im Hafen von Piombino zwischengelagert, und die Crew reiste zurück nach Deutschland.
Sobald die Direct Pipe fertiggestellt war, begann LMR mit dem Aufbau des HDD-Equipments. Die gesamte Oberfläche war mit einer frischen Asphaltschicht bedeckt, was bedeutete, dass wir diesen neuen Asphalt für unsere Eintrittsgrube, Pumpensümpfe und die Erdungssysteme schneiden mussten. Da wir die Oberfläche nicht weiter beschädigen oder verschmutzen durften, mussten Dämme aus Sandsäcken errichtet werden, um zu vermeiden, dass Spülung über das Gelände strömen konnte.
Am Zugang zur Baustelle, die sich in einem neuen Hafen sowie einem alten Stahlwerk befand, gab es ein bewachtes Tor. Die Nummernschilder aller Fahrzeuge mussten ebenso wie die Namen aller Mitarbeiter und Fahrer vor der Ankunft mitgeteilt werden. Dies stellt eine Herausforderung dar, denn Transportunternehmen entscheiden oft erst in letzter Minute, welche LKW zum Einsatz kommen. Unsere Baustellenleiter schafften es jedoch mit Hilfe unseres lokalen Vertreters, die LKW und zwei Krane auf das Gelände zu bringen und das Equipment aufzubauen.
Aufgrund der vorhandenen Bodeninformationen, der Erfahrung mit der weniger als einen Kilometer entfernten Flussquerung und der Bohrungslänge hatten wir entschieden, einen sogenannten Bohrmotor einzusetzen. Dieses System erfordert weniger Druckkraft, da der Meißel von der Spülung angetrieben wird, während der Bohrstrang stationär ist. Es ist aber auch relativ schwer, und es stellte sich heraus, dass der Boden auf den ersten 100 Metern für ein solches System zu weich war.
Der Motor wurde daraufhin wieder aus dem Loch entfernt und die Bohrung mit einem Jetting-Assembly weitergeführt, was gut funktionierte, bis nach 700 m Spülungsverluste auftraten. Dies war ein ernstes Problem, da die Frischwasserversorgung sich als schwierig erwiesen hatte. Unser Hauptauftragnehmer bemühte sich zwar, ausreichende Mengen Wasser zu organisieren, dennoch blieben die Lieferungen hin und wieder aus.
Auf den letzten 200 m trafen wir wieder auf harte Bereiche, die nur langsam durchbohrt werden konnten und somit auch viel Spülung verbrauchten. Die Wasserversorgung wurde wieder kritisch, aber kurz vor Ende wurde der Boden wieder weicher und wir schafften es, die Pilotbohrung mit dem verbleibenden Wasser fertigzustellen. Nach dem Punch-out wurde das BHA entfernt, das 6“-Kabelschutzrohr mit dem Bohrstrang verbunden, und der Einziehvorgang für die 1250 m erfolgte inklusive vier Garantieschweißnähten in nur 13 Stunden.
Jorn Stoelinga, LMR
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